Laboruntersuchungen

Unnötige Labortests

Folgende Labortests sollten nicht durchgeführt werden (alphabetische Reihenfolge)

  • Autoantikörper-Screening ohne spezifischen klinischen Verdacht (z. B. ANA, ANCA)
  • Biotin
  • Borrelienserologie als Screening oder beim Erythema chronicum migrans
  • Chlamydienserologie
  • Cholesterinscreening
  • Bei asymptomatischen Männern > 40 Jahre, Frauen > 50 Jahre oder postmenopausal
    • Risikoabklärung alle 5 Jahre bei niedrigem Risiko, alle 2–5 Jahre bei intermediärem Risiko
    • Ab 75 Jahre sollte kein Screening mehr durchgeführt werden
    • Bei Vorliegen anderer kv Risikofaktoren oder familiär gehäuften/vorzeitigen kv Erkrankungen ist eine Cholesterinbestimmung unabhängig vom Alter sinnvoll
  • D-Dimere bei Schwangeren (weil D-Dimere in der SS erhöht sind); Anmerkung: Bei Patienten ab 50 J. gelten altersadaptierte D-Dimere-Grenzwerte: Alter x 10 µg/l 
  • Eisen
  • Gamma-GT und GOT als Screening
  • Harnstoff
  • Holotranscobalamin (ausser bei Schwangeren)
  • Lebensmittelintoleranztests
  • Mononukleose-Schnelltest
  • PSA als Screening
  • Urinstatus ohne Symptome und ohne Risikofaktoren
  • Testosteron bei Leistungsschwäche ohne Hinweis auf Hypogonadismus
  • TSH als Screening
  • fT3 nur bei ganz gezielter Indikation bestimmen
  • Tumormarker ohne klare Fragestellung oder als Screening
  • Vitamin B12 als Screening oder bei Müdigkeit
  • Vitamin D als Screening oder bei Müdigkeit
  • Wurmeier ohne sichtbare Würmer im Stuhl und ohne perianalen Juckreiz (Oxyuren)
  • Zink (insbesondere ein leichter Zn-Mangel lässt sich anhand der Serumbestimmung nicht zuverlässig ausschliessen oder bestätigen)

Labortests/Indikationen

  • Cholesterinscreening
    • Männer zwischen 35 und 65 J.
    • Frauen zwischen 45 und 65 J., zwischen 65 und 75 J. strittig, danach sicher nicht mehr

Indikation für infektiöse Stuhldiagnostik

1. Schwere akute Diarrhö

  • Schwere Diarrhö mit Allgemeinsymptomen und Dehydratation
  • Dysenterische Diarrhö (blutig-schleimiger Stuhl, Fieber, schwere Tenesmen)
  • Risikopatient für invasiven Infekt, z. B. Kleinkind, Immunsuppression, > 64 J.
  • Multiplex-PCR auf
    • Bakterien: Salmonella, Shigella/Enteroinvasive E. coli (EIEC), Campylobacter, Yersinia, Vibrio cholerai, EHEC, ETEC, Clostridium diff. Toxin
    • Viren: Rotavirus A, Adenovirus 40/41, Norovirus
    • Parasiten: Giardia lamblia, Entamoeba hist., Cryptosporidium
    • Kosten: CHF 180.– –> bei pos. Bakteriennachweis wird noch die Kultur und Resistenz verrechnet (CHF 155.–)

Es kann auch konventionell abgeklärt werden

  • 1 x Stuhlbakteriologie: Shigellen, Campylobacter und Salmonellen
  • Je nach therapeutischen Konsequenzen (meist keine) erweiterte Stuhlbakteriologie (EIEC, VTEC, ETEC; ist teuer!)

2. Persistierende/chronische Diarrhö

  • Eine Parasitose macht oft langdauernde, nicht sehr schwere Durchfälle, kein Fieber, blutig höchstens bei Amöben. Die Inkubationszeit ist viel länger (minimal 1 Woche, meist mehrere Wochen), die Symptome wechselnd: Blähungen, weiche breiige Stühle, Rumpeln im Bauch, gelegentlich auch Obstipation, übelriechendes Gas, Blut/Schleim (nur bei Amöben)
  • 3 x SAF-Stuhl auf Amöben und Lamblien
  • Würmer machen keinen Durchfall (allenfalls Stuhlkonsistenzänderungen) und sollen nur bei Wurmabgang im Stuhl gesucht werden (3 x SAF-Stuhl) oder bei perianalem Juckreiz mit Klebestreifen auf Oxyuren oder bei nahem Kontakt mit Tieren
  • Verdacht auf Hepatitis
    • Hepatitis B: Primär nur HBsAg, anti-HBc
    • Hepatitis C: Anti-HCV
  • Check-up-Untersuchung
    • Ohne anamnestischen Hinweis auf eine Lebererkrankung ist es fraglich, ob die Leberenzyme bestimmt werden sollen. Wenn man sich zu einem Lebertest entschliesst, sollte primär nur die GPT bestimmt werden
  • Als Screening-Methode zur Differentialdiagnose Mononukleose ist der Lymphozyten/Leukozyten-Index geeignet: Beträgt das Verhältnis von Lymphozytenzahl zu Leukozyten-Gesamtzahl > 0,35 ist Mononukleose mit 90-prozentiger Sensitivität und 100-prozentiger Spezifität die richtige Diagnose. Bei einer Ratio von < 0,20 ist eine Mononukleose nahezu 100-prozentig ausgeschlossen
  • Der Monotest hat nach der ersten Krankheitswoche eine höhere Sensitivität (95 %).
    mediX empfiehlt den Monotest bei persistierenden (> 7 Tage) ausgeprägten Symptomen und negativem Strept.-A-Schnelltest

First-line-Abklärungen

  • Hämatogramm, CRP, BSR, Glucose, GPT, TSH, Ferritin (bei Frauen im reproduktiven Alter, bei Männern bei Verdacht auf Eisenmangel, z. B. Blutspender)

Second-line-Abklärungen

  • Kreatinin und Elektrolyte
  • Weitere Leberfunktionswerte (GOT, γ-GT, alkalische Phosphatase)
  • Calcium
  • Kreatininkinase bei Muskelschmerzen oder Muskelschwäche
  • Nur bei anamnestischen Hinweisen: HIV-Test und Tuberkuloseabklärung, EBV und CMV, Eiweisselektrophorese/Immunfixation, ANA, Rheumafaktoren, Transglutaminase-AK

Labortests ohne Bezug zur Müdigkeit

  • Vitaminmangel: Vitamin D- oder B12-Mangel machen keine Müdigkeit
  • Borreliose: Macht keine isolierte Müdigkeit (in Erwägung ziehen, wenn weitere Symptome bestehen, z. B. Appetitlosigkeit, Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit, Myalgien, Arthralgien, Lymphadenopathie, Fieber). Zudem ist die Serologie selten aussagekräftig
  • PSA-Screening bei asymptomatischen Männern ohne besondere Risiken ist keine geeignete Früherkennungsmethode und soll deshalb auch nicht empfohlen werden
  • Der PSA-Test kann durchgeführt werden, wenn der Patient von sich aus den Wunsch äussert und umfassend informiert wurde. Er muss bereit ist, weitere Abklärungen (Palpation, Ultraschall und Biopsie) und allenfalls eine Therapie in Kauf zu nehmen
  • Bei Männern, die einen oder mehrere erstgradig Verwandte mit PCa (im Alter < 65 Jahre diagnostiziert) haben, kann eine Früherkennung durch PSA-Screening mit dem Patienten besprochen werden (shared-decision making), und zwar ab dem 45. Lebensjahr
  • Bei Männern > 70 J. soll kein PSA-Screening durchgeführt werden

Soll PSA in der Nachsorge gemessen werden – und in welchen Zeitabschnitten?

  • Urologische Fachgesellschaften empfehlen die PSA-Bestimmung, die Angaben über die Kontrollintervalle sind uneinheitlich
    • Laut European Association of Urology (EAU) 3 und 6 Monate postoperativ, anschliessend halbjährlich, nach 3 Jahren jährlich. Vermutlich sind auch 2-jährliche Intervalle postoperativ i. d. R. ausreichend
    • Alternativ kann, wegen fehlender oder fraglicher Therapieindikation bei PSA-Rezidiv, auf die PSA-Bestimmung verzichtet werden bis Symptome auftreten
    • PSA-Werte sollten grundsätzlich nur bestimmt werden, wenn der Patient bereit ist, im Falle verdächtiger PSA-Werte auch bei Beschwerdefreiheit eine zusätzliche Behandlung zu beginnen
  • TSH ist als Ersttest zum Ausschluss einer Hyper- oder Hypothyreose ausreichend
  • TSH und fT4: Zur Quantifizierung einer Hyperthyreose oder Hypothyreose (Ausgangswert) oder bei Hinweisen auf eine hypophysäre Dysthyreose
  • fT3: Nicht routinemässig; Indikation nur bei supprimiertem TSH und normalem fT4 zur Erfassung einer isolierten T3-Hyperthyreose (sehr selten)
  • Therapiekontrolle: Bei Patienten mit substituierter Hypothyreose soll zur Kontrolle immer nur das TSH bestimmt werden. Das fT4 schwankt je nach letzter Thyroxineinnahme
  • Abklärung einer Hyperthyreose: Tiefes TSH –> fT4 und TSH-Rezeptor-AK (TRAK) bestimmen, ev. Sonographie, jedoch nicht zwingend, wenn TRAK pos.
  • Therapiekontrolle unter thyreostatischer Hyperthyreosetherapie: Nach 2–4 Wochen fT4-Kontrolle und Dosisreduktion entsprechend Absinken des fT4-Wertes. TSH nicht bestimmen, weil es Wochen bis Monate einer Euthyreose (Normalisierung des fT4) hinterher hinkt
  • Thyreoglobulin-Antikörper (TAK) nur noch als Tumormarker bestimmen bei der Frage, ob nach vollständiger Strumektomie oder Radiojodbehandlung noch Schilddrüsengewebe vorhanden ist
  • Kontrollen bei Hormonsubstitution: Erst 6 Wochen nach Dosisänderung!
  • Testosteron (+ ev. LH, SBHG) sehr zurückhaltend, keinesfalls routinemässig bestimmen
  • Allenfalls bei klinischem Verdacht auf einen Hypogonadismus, sofern eine Substitutionstherapie erwogen wird (deren Langzeitnutzen und -sicherheit bei Altershypogonadismus nicht erwiesen sind)
  • Ein Screening bei asymptomatischen Patienten ohne RF soll nicht durchgeführt werden, da die Sensitivität dieser Testmethode für eine behandlungsbedürftige Erkrankung sehr gering ist
  • Bei PatientInnen > 45 J. mit zusätzlichen RF kann ein UST gemacht werden
  • Bei Verdacht auf einen Mangel zunächst Vitamin B12 bestimmen. Bei Werten im Grenzbereich anschliessend Methylmalonsäure (MMS). Bei Patienten ohne neurologische/hämatologische Beschwerden zunächst die Vitamin B12-Bestimmung nach 1–2 Monaten wiederholen
    • Bei Vitamin B12 ≥ 250 pmol/ml ist ein Vitamin B12-Mangel sehr unwahrscheinlich
    • Eine normale MMS (> 270 nmol/l) schliesst einen Vitamin B12-Mangel aus
    • Präanalytik: Vitamin B12 möglichst nüchtern bestimmen, bei MMS nicht erforderlich
    • Holotranscobalamin soll nicht mehr bestimmt werden
    • Das Symptom Müdigkeit ist keine Indikation für eine Vitamin B12-Bestimmung
  • Diagnostisch sinnvoll ist nur die Bestimmung folgender Parameter:
    • Tissue-Transglutaminase IgA und Gesamt IgA (Kosten total: CHF 34.–)

Kosten Laboranalysen

Vollversion

Autoren: Dr. med. U. Beise, Dr. med. F. Huber

Änderungsdatum: 04/2021

Wollen Sie über aktualisierte und neue Guidelines informiert werden?

Abonnieren Sie unseren kostenlosen mediX-Guideline Update-Service.

mediX-Guidelines weiterempfehlen