Indikation
- > 3 Anfälle im Monat
- Sehr schwere oder lang andauernde Anfälle
- Protrahierte oder gehäufte Auren
- Unverträglichkeit von Akuttherapeutika
- Bei Medikamentenübergebrauchs-Kopfschmerz
Allgemeinmassnahmen
- Trigger vermeiden, ausgeglichene, regelmässige Lebensführung, regelmässiger Schlaf, regelmässige körperliche Bewegung
- Relaxation (PMR), thermales, vaskuläres und muskuläres Biofeedback sowie kognitive Verhaltenstherapie
- Die Massnahmen können mit Pharmakotherapie kombiniert werden
Medikamente
1. Wahl
- Betablocker (2 x tgl.): Z. B. Propranolol (40–160 mg) oder Metoprolol (50–200 mg), 6–12 Monate oder länger. Betablocker reduzieren die Frequenz und Intensität. Dosis auftitrieren!
- Kalziumantagonist: Wenn Betablocker versagen oder kontraindiziert sind; gemäss Studien relativ schwache Evidenz. Die besten Daten liegen für Flunarizin (5–10 mg zur Nacht) vor
- Antiepileptika
- Topiramat 25–200 mg (Cave: kognitive Nebenwirkungen)
- Valproat 500–1‘500 mg. Vor Therapiebeginn Screening Leberwerte. Kein Valproat bei Frauen im gebärfähigen Alter
- Lamotrigin (speziell bei Migräne mit Aura) 25–300 mg
Bei allen drei Substanzen Interaktionen mit hormonalen Kontrazeptiva beachten!
2. Wahl
- Antidepressiva: Bevorzugt Substanzen mit dualem Wirkmechanismus (SNRI oder SARI). SSRI eher nicht einsetzen. Bei Patienten mit begleitender depressiver Symptomatik Therapie der 1. Wahl
Anwendung
- Geringe Anfangsdosis (Cave: Sedation, teilweise anticholinerg), dann langsame Dosissteigerung
- Sedierende AD (Amitriptylin,Trimipramin, Doxepin) bei Schlafstörungen: Abends verabreichen
- Antriebssteigernde AD (Clomipramin, Nortriptylin, Venlafaxin, Duloxetin) bei Antriebsstörung und Müdigkeit: Morgens/mittags verabreichen
Medikamente
- Amitriptylin, Imipramin, Nortriptylin 10–200 mg
- Clomipramin, Doxepin, Trimipramin 10–150 mg
- Venlafaxin 75–225 mg
- Duloxetin 30–60 mg
- Mirtazapin 30–45 mg
- Candesartan (16 mg): Option, wenn andere Medikamente nicht wirksam oder unverträglich sind
- Botulinumtoxin Typ A 155–195 E alle 3 Monate (Reservemedikament –> Indikation vom Neurologen)
- Monoklonale Antikörper: Erenumab (Aimovig®), Galcanezumab (Emgality®), Fremanezumab (Ajovy®), Eptinezumab (Vyepti®). Zugelassen für Erwachsene mit mindestens 8 Migränetagen pro Monat über mindestens 3 Monate unter strengen Voraussetzungen. Verschreibung erst nach Kostengutsprache und nur durch Neurologen möglich
Dauer der medikamentösen Langzeitprophylaxe
- Prophylaxe sollte innert 8 Wochen ansprechen. Anschliessend weiter für ca. 6 Monate, dann Ausschleichversuch