Mikrohämaturie

Diagnostik

  • Als Mikrohämaturie wird eine nicht mit blossem Auge sichtbare Hämaturie bezeichnet mit ≥ 3 Ec/GF im Urinsediment

Folgende Fragen sind zu klären

  1. Gibt es eine plausible Erklärung für die Mikrohämaturie?
  2. Ist die Blutung passager oder persistierend?
  3. Handelt es sich um eine isolierte oder eine nicht isolierte Mikrohämaturie?
  4. Liegen Risikofaktoren für bestimmte Erkrankungen, insbesondere Malignome vor?
  • Differentialdiagnosen erwägen und abfragen
    • Pyurie und Dysurie –> Harnwegsinfekt (können aber auch bei Blasen-Ca vorkommen)
    • Durchgemachter Atemwegsinfekt –> postinfektiöse Glomerulonephritis oder IgA-Nephropathie
    • Einseitiger Flankenschmerz (ev. in die Leiste ausstrahlend) –> Ureterobstruktion
    • Starke körperliche Belastung oder Nieren-/Blasen-Trauma
    • Niereninsuffizienz, Hypertonie
    • Medikamenteneinnahme
    • Reise in Schistosoma-Endemiegebiet, Flüchtlingsanamnese (z. B. gehäufte Inzidenz bei eritreischen Patienten)
    • Familienanamnese renale Erkrankung –> z. B. Polyzystische Niere

Zum Abklärungsgang (siehe auch den Algorithmus)

  • Bestätigungsmessung
  • Ein positiver Befund sollte in einer zweiten Urinprobe bestätigt werden (nach 3 Tagen sexueller und sportlicher Abstinenz!). Bei hohem Risikoprofil kann auf eine Wiederholungsmessung verzichtet werden
  • Urinsediment
    • Wird empfohlen zur Bestätigung des UST sowie zur DD glomeruläre oder nicht glomeruläre (isomorphe) Mikrohämaturie (Tabellen 1 und 2)
    • Eine Mikrohämaturie liegt vor, wenn im Sediment ≥ 3 Ec/GF gefunden werden
    • Eine glomeruläre Mikrohämaturie ist bei Proteinurie, Ec-Zylindern, dysmorphen Ec (mehr als 5 % der Ec) sehr wahrscheinlich

  • Bei älteren Frauen mit genitaler Atrophie treten Mikrohämaturien gehäuft auf. Folgendes Vorgehen kann gewählt werden
    • Wenn kein spontaner sauberer Mittelstrahlurin möglich ist* –> Katheterisierung
    • Topische Behandlung der lokalen Atrophie (mit Beschwerden) z. B. mit Estriol (Oestro Gynaedron® Creme oder Blissel® Vag. Gel)
    • Besteht nach topischer Therapie weiterhin eine (ungeklärte) Mikrohämaturie –> urogynäkologische Abklärung
      * Hinweis: Auch bei adipösen Frauen jeglichen Alters ist die Gewinnung eines nicht kontaminierten Mittelstrahlurins schwierig
  • Urinkultur
    • Bei Verdacht auf einen HWI –> Urinkultur mit ggfls. anschliessender Antibiotika-Therapie
  • Differenzierung isolierte oder nicht isolierte Mikrohämaturie
    • Eine isolierte Mikrohämaturie besteht, wenn keine glomeruläre, infektiöse oder anders zu erklärende Blutungsursache gegeben ist (Zusammenfassung s. Tabelle 3)

  • Patienten mit passagerer Mikrohämaturie müssen nicht nachkontrolliert werden, solange keine Symptome auftreten
  • Bei Patienten mit persistierender Mikrohämaturie und kompletter Abklärung (ohne pathologischen Befund) sind weitere Kontrollen nich tmehr erforderlich

Vollversion

Autoren: Dr. med. F. Huber, Dr. med. U. Beise

Änderungsdatum: 04/2022

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